Fairy Tales
Nach viel einschlägiger Literatur und einer Menge
Kopfkino habe ich mich irgendwann an den Gedanken gewöhnt, dass ich
wohl die ein oder andere „einschlägige Neigung“ habe. Aber
welche eigentlich? Bondage-Bilder hatten es mir eindeutig angetan,
und je länger ich sie betrachtet habe, desto größer wurde der
Wunsch, selber einmal Seile auf der Haut zu spüren und zur
Bewegungsunfähigkeit verdammt zu werden. An eigener Haut diese
martialische Anmut zu erleben. Aus einem anfänglichen Gefühl wurde
ein Wunsch und daraus ein regelrechtes Verlangen. Meine Neugier und
Experimentierfreude taten das ihrige dazu, und so nahm ich irgendwann
all meinen Mut zusammen und tat einen ersten Schritt in Richtung
Seile.
Aujourd’hui, je ne regrette rien. Au contraire.
Hätte mir vor einem dreiviertel Jahr jemand gesagt, dass
Bondage süchtig macht, ich hätte es nicht geglaubt. Schöne Bilder?
Ja. Spannende Thematik? Ja. Experimentierfreude und Neugier? Absolut
vorhanden. Aber Suchtgefahr? Kein Gedanke daran!
Ich wurde eines Besseren belehrt, als sich mir recht
spontan die Gelegenheit bot, mich verschnüren und festzurren zu
lassen.
Wie lässt sich das Gefühl von Bondage beschreiben? Ein
Gefühl der Geborgenheit, Hilflosigkeit und gleichzeitig der
Sicherheit. Sich hilflos fallen lassen, dadurch ruhig und ergeben.
Aufkommende Unsicherheiten, die sich durch kleine Berührungen in
Sicherheit, Geborgenheit und Anerkennung verwandeln. Die Erregung, in
absoluter Dunkelheit und Unbeweglichkeit nicht zu wissen, was
geschieht.
Für jemanden, der das noch nicht erlebt hat, mag das
schizophren klingen und, wenn überhaupt, nur schwer nachvollziehbar
sein. Ich wurde selbst von diesen Gefühlen überrannt und musste die
einzelnen Bruchstücke erst einmal sortieren und verstehen.
Am erstaunlichsten für mich war der meditative Part von Bondage. Es tut gut, sich fallen lassen zu
können, zu müssen, wenn man im Alltag nur unter Strom steht. Die
Zügel aus der Hand zu geben, aus der Hand genommen zu bekommen.
Nichts darstellen, keine Erwartungen erfüllen, über nichts
nachdenken, einfach nur sein. Hilflos, ausgeliefert, ergeben,
geborgen und sicher.
Zur Bewegungslosigkeit gezwungen … wunderschön
verschnürt.
Mein Körper verlangt danach, gefesselt zu sein, meine
Haut sehnt sich nach der Berührung der Seile. Es waren fesselnde
Stunden, die mir eine bislang unentdeckte Seite an mir offenbart
haben. Eine Seite, die ich vielleicht vorher erahnt, aber niemals
gekannt habe.
In diesen ersten Stunden habe ich eindeutig Blut geleckt.
Und ich kann nicht genug davon bekommen.
schön geschrieben und neugierig gemacht! danke dafür! lg, blömsche ;)
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